Färber- wow!

Mit Reseda geht die Sonne geht auf
Von David Seidlitz und Suse Sziborra, Mai 2005, Berlin



Der Färberwau (Reseda luteola L.) ist eine zweijährige leicht verholzte Pflanze und wird seit dem Altertum zum Färben von gelben Tönen benutzt. Reseda ist die älteste bekannte Färbepflanze für Gelb und unter den Flavonoidfarbstoffen konkurrenzlos. Alle oberirdischen Pflanzenteile enthalten in starkem Maße den Hauptfarbstoff Luteolin. Da die Samen besonders inhaltsreich sind, sollte erst nach dem Blühen geerntet werden. Um mit Reseda erfolgreich zu färben gilt es allerdings einige Dinge zu beachten. So sollte man bei der Dosierung des Farbstoffes nicht allzu sparsam sein, ein Verhältnis von 1: 3 ( trockenes Färbegut : getrocknete Pflanzen) scheint ideal zu sein. Damit sich der Farbstoff aus den trockenen, holzigen Pflanzenteilen optimal löst, ist es von Vorteil, die Pflanzen möglichst stark zu zerkleinern um die Oberfläche zu vergrößern. Wer die Möglichkeit zum Mahlen der Pflanzen hat, oder bereits gemahlene Reseda bekommt, ist damit gut beraten. Ein weitere Besonderheit, die es zu beachten gilt ist, daß der Farbstoff schwer wasserlöslich ist. In einer Sodalösung dagegen, lässt er sich prima extrahieren. Eines noch vorweg, wer mit Reseda erfolgreich Färben möchte, braucht Geduld und Zeit. Um ein klares Gelb zu erreichen sollte in einem emaillierten oder Edelstahlkessel gefärbt werden, denn auf Kupfer gibt es einen eher oliven Farbton und auf Eisen wird's bräunlich.
Schritt 1:
24 Stunden vor Beginn der Färbung werden die gemahlenen Pflanzenteile in 20 l Wasser eingeweicht.
Schritt 2:
Das angefeuchtete Farbgut wird mit 20-25% Alaun langsam bis zum Siedepunkt erhitzt und dann etwa eine Stunde bei 90°C gehalten. Erfahrungsgemäß hält auch Wolle solch hohe Temperaturen schadlos aus, wenn man darauf achtet, krasse Temperaturunterschiede zu vermeiden. Also immer alles mit dem Tuch erhitzen, und dieses auch zum Abkühlen im Nassen lassen.
Nachdem das Beizbad abgekühlt ist, Wolle leicht ausdrücken, nicht spülen, und feucht (nicht naß!) bis zum Färbevorgang lagern.
Schritt 3:
Das eingeweichte Pflanzenmehl wird nun unter Zugabe von 2-5% kalziniertem Soda auf 70°C erhitzt und bei dieser Temperatur mindestens eine Stunde gehalten.
Schritt 4:
Nun werden nocheinmal 20l Wasser dazugegeben. Hier sieht man sehr deutlich, wie sich der Farbstoff aus den (wolkig schwebenden) Pflanzenteilen gelöst hat. Aus unserer Erfahrung wäre es sinnvoll, das Pflanzenmehl in Tücher o.ä. einzuschlagen, dann könnte man es an dieser Stelle der Prozedur problemlos entfernen.
Schritt 5:
In das so entstandene ölig-schwarze Farbbad kommt das Färbegut



Damit das Farbergebnis schön leuchtend wird, gaben wir einige Esslöffel zermörserte Kreide dazu. Entgegen unserem Vorgehen empfielt sich, diese vor der Einbringung ins Farbbad in Wasser zu lösen - sonst klumpts!
Schritt 6:
Das zu färbende Tuch wird nun im Farbbad für mindestens eine Stunde bei 60-70°C gehalten. Anschließend im Bad auskühlen lassen, dann herausnehmen, auswringen...
...und gut spülen.
Ergebnisse:
links oben:köperbindige Wolle, Ausgangsfarbe naturweiß, zweiter Zug, es entstand ein sehr knalliges, leicht zitroniges Gelb,
rechts oben:links: mit Waid vorgefärbte Wolle ergab ein sehr kräftiges Grün. daneben: wie immer experimentierten wir auch mit Leinen (teils gebleicht, teils natur oder mit Waid vorgefärbt). Die Echtheitsprüfung steht noch aus.
links:Wolle, tuchbindig, meliert. Fotos können leider nicht die Vielschichtigkeit natürlich gefärbter Tuche einfangen, aber hier entstand ein sehr kräftiges, durch die Melierung etwas grünliches Gelb.